Architektur/Bauleitung:
Wirz Architekt:innen, Zürich
Bauherrschaft:
Privat
Auftragsart:
Direktauftrag
Planung und Ausführung:
2015–17
Farbgestaltung:
Cécile Burri Farbgestaltung, Zürich
Bilder:
Hannes Henz, Zürich
Bilder schwarzweiss / Pläne:
Wirz Architekt:innen, Zürich
Charakteristisch für den Entwurf von 1972 ist die Unterscheidung
zwischen der verglasten, horizontal gegliederten Südseite und der
muralen, volumetrischen Ausbildung mit den zylinderförmigen
Treppenhäusern auf der Nordseite. Im Innern wurde diese Ausrichtung
durch die Setzung des Treppenhauses und der rückwärtigen Zimmer sowie
der talseitig orientierten Wohn- und Schlafräume übernommen. Die
Verhältnisse waren aber sehr beengt.
Wir versuchten nun die Qualität und die räumliche Ordnung des
Erdgeschosses zu stärken, indem die Decken- und Bodenbeläge
vereinheitlicht und die Nord-Süd-Achse wieder geöffnet wurde. Mit der
neuen Erschliessung des Dachgeschosses und dem Einfügen eines
«Jahreszeitenzimmers» anstelle des Balkons führten wir die Raumfigur des
Erdgeschosses im Obergeschoss weiter: die Bewegung um den
(Treppen-)Kern und die Blickachse durchs Gebäude. Der reizvolle
Gegensatz zwischen dem grossartigen Fernblick über den See und dem Blick
in die landwirtschaftlich genutzte, durch den Waldrand am Hügelfuss
gefasste Senke wird so beim Gang durchs Haus präsent.
Trotz Umbau eines Hausteils sollte die Einheit des
Doppeleinfamilienhauses gewahrt bleiben. Die neue Eindeckung des Dachs
mit den kräftigen Kaminen wurde deshalb zurückgestellt und wird zu einem
späteren Zeitpunkt mit den Nachbarn zusammen ausgeführt. Der neue
Rauputz der Fassade unterstreicht die volumetrische Ausbildung im
Streiflicht, bleibt aber nahe beim Bestand. Die Fassadenfarbe wurde so
gewählt, dass sie sich vom Nachbargebäude über den Buntanteil
unterscheidet, nicht aber in der Farbrichtung. Die bestehende dunkle
Dachuntersicht und das neue, ebenfalls dunkle Garagentor rahmen die
beiden Wohngeschosse, die Haustüre wurde mit einem feinen Farbton
ausgezeichnet, ohne die Fassadengliederung zu verändern.
Mit zwei gezielten Anpassungen der Gebäudeabwicklung auf der
Eingangsseite und im Bereich des auskragenden Balkons konnte die
energetische Sanierung vereinfacht werden. Gleichzeitig wurde so der
Eingangsbereich volumetrisch beruhigt und auf der Südseite anstelle des
Balkons und eines sehr kleinen Zimmers das «Jahreszeitenzimmer»
realisiert. Dieser für das Projekt wesentliche Raum unterscheidet sich
von den übrigen durch seine Uneindeutigkeit, er ist sowohl Innen- wie
auch Aussenraum. Entsprechend anders ist die Materialisierung gewählt.
Die roten Tonplatten können beides sein, mit der Holzdecke wird die
Dachuntersicht und mit dem Straminbelag der Wände der Rauputz der
Fassade aufgenommen. Die Falt-Schiebefenster definieren die neue
Gebäudeecke als Abschluss der horizontalen Bänder, während die Fassade
quasi durchs Haus geführt wird. Als Durchgangsraum konzipiert, ist auch
die Nutzung als Gartenzimmer, Lesezimmer oder windgeschützter Balkon
mehrdeutig.
Die neuen Holz-Metall-Fenster wurden «aussen» angeschlagen. Der Ausdruck
insbesondere der nordseitigen Lochfassade konnte so erhalten werden.
Durch die glänzend schwarz gestrichenen Fenstersimse im Innern wurden
die Wohnräume optisch erweitert.
Der schmale Korridor im Obergeschoss – von der Wendeltreppe zu den
kleinformatigen Bad- und Schlafzimmern – wurde aufgehoben. Die zentrale
Positionierung der neuen Treppe ins Dachgeschoss schafft eine
erstaunliche Grosszügigkeit an diesem Knotenpunkt der Erschliessung. Es
entstehen so wie im Erdgeschoss ein Rundlauf und eine Blickachse quer
durchs Haus, die zwei Geschosse werden typologisch näher
zusammengerückt. Die Badezimmer wurden zusammengelegt und haben durch
das Tageslicht und den Einbau der Badewanne in eine dunkel
geflieste, rückwärtige Nische viel Raum gewonnen.
Das Dachzimmer ist als grosser Atelierraum über die neue Lukarne
belichtet. Die komplizierte Dachgeometrie im Bereich der Wendeltreppe
wurde im Estrichteil versteckt. Die Raumgeometrie des Ateliers ist
beruhigt und gerichtet. Hinter einer als Paravent ausgebildeten,
einseitig beplankten Ständerwand liegt die Treppe, die über das Atelier
belichtet wird.
Mehr zum Farbkonzept
Projektdokumentation (PDF | 22.35 MB)