Architektur/Bauleitung:
Wirz Architekt:innen, Zürich
Bauherrschaft:
Privat
Auftragsart:
Direktauftrag
Planung und Ausführung:
2020–22
Holzbauingenieur:
Makiol Wiederkehr AG, Beinwil
Farbgestaltung:
Cécile Burri Farbgestaltung, Zürich
Bilder:
Hannes Henz, Zürich
Bilder Baustelle / Pläne:
Wirz Architekt:innen, Zürich
In prominenter Lage am Rande des Dorfkörpers entsteht aus einer alten Stallscheune ein zweckfreier Raum für die Dorfgemeinschaft. Die als Gewerberaum für einen Handwerksbetrieb
konzipierte Halle ist bewusst einfach gehalten. Die Leerstelle im Dorfkörper wird über ein grosses Tor mit dem Dorfleben verbunden und erhält so die gewünschte Öffentlichkeit («Fenster zum Dorf»).
Das Dach und die alte Rundholzkonstruktion des bestehenden Gebäudes waren akut einsturzgefährdet und mussten abgebrochen werden. Innerhalb der bestehenden Mantellinie wurde ein
Ersatzbau in Holzbauweise erstellt. Der Sockel in Bruchsteinmauerwerk und der alte zweiteilige Stall in Strickbauweise bleiben erhalten. Dazu wird die neue Konstruktion als «Pfahlbau» auf ein Raster von Punktfundamenten
innerhalb der bestehenden Struktur gestellt. Das Raster von 3.5 x 4 m ist definiert durch die zu erhaltenden Bauteile und die statischen Anforderungen der neuen Holzkonstruktion.
Der Boden des neuen Werkraums – eine Massivholzdecke mit Betonüberzug – wird für eine hohe Nutzlast erstellt und ist mit einem Lieferwagen befahrbar. Das Dach ist über
eine Rahmenkonstruktion auf eine Fläche von ca. 8 x 15 m stützenfrei gespannt. Anstelle einer biegesteifen Verbindung werden bei den Binderauflagern Schrägstützen eingeführt, welche die beiden Geschosse
verbinden und so die schwere Konstruktion auch im ehemaligen Stallgeschoss erlebbar machen. Die Binderebenen strukturieren die Fassaden und schaffen im Inneren seitliche Arbeitsnischen. Die Lagerflächen im Untergeschoss
sind über eine Innen- und eine Aussentreppe erschlossen.
Durch eine winkelförmige Betonwand wird eine kleine Lücke zum ehemals angebauten Nachbarhaus geschaffen. Diese Massnahme zur Aussteifung der Holzkonstruktion und zur Verbesserung
des Brandschutzes führt zu einem für das Bergdorf typischen schmalen Durchgang zwischen den Häusern. Das Holz der Fassadenverkleidung stammt aus den umliegenden Wäldern und wurde in der örtlichen Sägerei
eingesägt. In Anlehnung an die ehemalige Rundholzkonstruktion wird eine horizontal betonte Rippenschalung in Tanne ausgeführt. Die notwendigen Öffnungen fürs Tageslicht können mit den durchlaufenden
Rippen gut eingebunden werden. Die Wetterseite erhält ein glattes Regenkleid aus stumpf gestossenen Lärchenbrettern, ein schmales Oblichtband betont die Flächigkeit der prominenten Fassade am Dorfausgang und
hebt das leichte Blechdach vom eher gedrungenen Volumen ab.
Die Flexibilität des stützenfreien Raums wird durch eine minimale Haustechniklösung (Erdsondenwärmepumpe im «Technikraum» unter der Treppe) und ein hindernisfreies
WC mit Ausguss ergänzt. Der sehr einfache Ausbau mit rohen Fermacellplatten und einem groben Betonüberzug wird durch das Farbkonzept überspielt. Der schweren Binderkonstruktion setzen drei bunte Farbtöne
eine unerwartete Leichtigkeit entgegen. Zusammen mit dem Konstruktionsholz und den grauen Materialfarben entsteht eine ausgewogene Raumstimmung. Der Anstrich im Brüstungsbereich und die Blechschürzen der Stützen
übernehmen eine Schutzfunktion, die gelb gestrichenen Pfetten betonen die Längsrichtung der Halle und setzen einen Kontrapunkt zu den prägenden Bindern in Querrichtung. In der Fassade irritiert das Gelb der
Pfettenköpfe und erzählt etwas von der neuen Nutzung im Innern der «Stallscheune». In der Verwitterung der naturbelassenen Hölzer im Verhältnis zu den durch die Farbe geschützten, konservierten
Pfetten wird der Faktor Zeit thematisiert.
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