Architektur:
Wirz Architekt:innen, Zürich
Bauherrschaft:
Privat
Auftragsart:
Direktauftrag
Planung und Ausführung:
2016–19
Farbgestaltung:
Cécile Burri Farbgestaltung, Zürich
Bilder:
Hannes Henz, Zürich
Bilder schwarzweiss / Pläne:
Wirz Architekt:innen, Zürich
Die Sanierung des quartiertypischen Mehrfamilienhauses mit Giebeldach und Lochfenstern wurde so etappiert, dass die Arbeiten in bewohntem Zustand ausgeführt werden konnten. Nach der
Strangsanierung mit neuen Küchen und Bädern von 2013 stand nun die energetische Sanierung der Gebäudehülle an. Im neuen Attikageschoss – anstelle des Dachbodens – und im ehemaligen Gewerberaum im EG konnten
zwei zusätzliche Wohnungen realisiert werden. Die grosszügigen Öffnungen der neuen Wohnungen werten die bestehende kleinteilige Fassade auf. Durch diese Eingriffe entsteht ein neues Ganzes und
das Wohnhaus erhält mit wenig Aufwand einen frischen und – leicht an das benachbarte Schulhaus Neubühl von Walter Custer angelehnt – «modernen» Ausdruck. Der mit Trapezblechen
verkleidete Holzbau der Aufstockung wird farblich an die Putzfassade angeglichen, bewusst werden Alt und Neu zusammengebunden. Das Oxidrot der Geländer und der Absturzsicherungen gibt der Fassade feine, lineare Akzente.
Heute wäre gemäss der neuen Bauordnung der Stadt Zürich ein zusätzliches Voll- und Dachgeschoss möglich, in Vorwegnahme dieser Entwicklung beim angebauten Nachbarhaus rückt das Attikageschoss
von der gemeinsamen Grenze weg. Es entsteht eine «Fuge», welche die typische, baurechtliche Attika-Figur vermeidet.
Im Gegensatz zum zurückhaltenden Äusseren haben die Wohnungen eine kräftige Materialisierung und Farbigkeit.
Die Stimmung der Wohnungen wird durch den schwarzen Gussasphaltboden geprägt. Durch Sperrholzdecken erhalten die Wohnräume jedoch eine pavillonartige Leichtigkeit. Einzelne
starke Farbakzente, wie zum Beispiel die petrolgrüne Trennwand oder der additive Plattenbelag in den Badezimmern, strukturieren die Wohnungen.
Die 3-Zimmer-Wohnung im Attikageschoss besteht aus zwei Volumen, die durch einen mehrfach lesbaren Zwischenraum verbunden sind. Dieser wird ausgezeichnet durch einen anderen Bodenbelag und
ist gleichzeitig Eingangsbereich und Verteiler, als Scharnier zwischen Innen und Aussen verbindet er die zwei Bereiche der Wohnung und die beiden Terrassen. Die vierseitige Orientierung mit dem Blick in die Baumkronen
entrückt die Wohnung der direkten Nachbarschaft. Im Gegensatz dazu ist die 5-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss über den privaten Sitzplatz in den fliessenden Grünraum der Aussenraumgestaltung der Fünfzigerjahre
eingebunden. Eine neue Mauer – in Anlehnung zum Schulhaus Neubühl – und die bestehenden, zeittypischen japanischen Ahornbäume sind in das Gesamtkonzept integriert. Der als Gewerberaum genutzte ehemalige
Kindergarten ist geprägt von zwei sehr unterschiedlichen Raumsituationen: dem eingeschossigen Anbau mit Zugang und Garderoben sowie einem überhohen, muralen Hauptraum im Innern des Mehrfamilienhauses. Die Wohnung
stärkt mit zwei gegenpoligen, nutzungsneutralen Räumen diese Ausgangslage. Der Anbau wird mit einem Pultdach, der sichtbaren Tragkonstruktion in Stahl und dem freistehenden Wandelement als Raumteiler zum luftigen
Pavillon, während die in schlichtem Weiss gehaltene Halle durch den die ganze Wohnung verbindenden schwarzen Gussasphaltboden einen abstrakten, fast schon musealen Charakter ausstrahlt.
Die energetische Sanierung umfasste nebst der Gebäudehülle – die Fenster wurden durch neue Holz-Metall-Fenster ersetzt, die Fassade mit Mineralwolle gedämmt und mit einem
mineralischen Dickschichtputzsystem versehen – auch den Ersatz der bestehenden Ölheizung. Eine Erdsonden-Wärmepumpe und ein Solardach, welches den Sondenkreislauf unterstützt, ermöglichen einen energieeffizienten
Betrieb mit der bestehenden Wärmeverteilung mit Heizkörpern. Das Dach des Attikageschosses wurde für den Einbau einer PV-Anlage vorbereitet.
Mehr zum Farbkonzept