Projektteam:
Wirz Architekt:innen, Zürich | Cécile Burri Farbgestaltung, Zürich | Hannes Henz Architekturfotograf, Zürich
Bauherrschaft:
Stadt Zürich Tiefbauamt
Auftragsart:
Zweistufiges Konkurrenzverfahren | 3. Preis
Wettbewerb:
2013
Bilder:
Wirz Architekt:innen, Zürich | Hannes Henz, Zürich
Eine Wand ist eine Wand ist eine Wand ist eine Wand
Das Ausloten der uns umgebenden räumlichen und zeitlichen Dimensionen wird über die fotografierten Ausschnitte auf den opaken Modulen und die realen Ausschnitte hinter den
transparenten Modulen zum eigentlichen Thema, das sich über das gesamte Wandbild hinzieht.
MASSSTAB Der Abstand eines Gebäudes zum Aufnahmepunkt respektive zur Bildebene bestimmt die Skalierung des gezeigten Ausschnitts. Die südseitig gelegenen
Gewerbebauten liegen mehrheitlich auf der Bildebene und werden deshalb annähernd im Massstab 1:1 abgebildet. Diese Ausschnitte zeigen eine überraschende Unmittelbarkeit und Nähe. Liegen die Gebäude hinter
der Bildebene, verkleinert sich der Massstab und einzelne Bildpassagen wiederholen sich. Diese punktuell auftretenden Irritationen befragen konventionelle Sehgewohnheiten.
WAHRNEHMUNG Die enorme Schärfe der Bilder bereichert
gewissermassen die Realität, da sie den Blick auf Dinge lenkt, die bei unserem selektiven Wahrnehmungsprozess kaum wahrgenommen werden. So wird beispielsweise ein Baumast mit wenigen Blättern und kleinen Früchten,
der auf der Glasfassade eines Bürogebäudes reflektiert wird, zum autonomen Bedeutungsträger im Bild. Indem die Umgebung auf den Fotografien wie durch ein Vergrösserungsglas betrachtet wird, erscheint sie
hyperrealistisch. Es entsteht ein Paradox: Die auf den Bildern abgebildete Realität scheint wirklicher zu sein als die von uns wahrgenommene Welt. Das fokussierte Schauen setzt sich fort beim Blick durch die transparenten
Module. Über ein einfaches Linienraster mit horizontaler Massangabe wird der sichtbare Ausschnitt beim Betrachten gleichzeitig vermessen. Die Einführung eines Massstabs ermöglicht auch hier einen geschärften
Blick auf das Gewohnte.
INFORMATION Für die Fussgängerin wird die Information über das Abgebildete durch das Sichtbarmachen von Details potenziell erweitert. Auf der schnellen Durchfahrt werden von den Wandbildern
und den transparenten Modulen zuerst die Farben, dann die Formen wahrgenommen, die mit der dahinterliegenden Umgebung korrespondieren. Mit zunehmender Geschwindigkeit reduziert sich so für den Verkehrsteilnehmer die Information auf dem Wandbild auf das Vorhandene.
ZEIT Während die auf den Wandbildern abgebildeten Ausschnitte den bestimmten, unveränderlichen Zeitpunkt der Aufnahme repräsentieren, sehen
die realen Gebäude je nach Wetter, Jahres- und Tageszeit unterschiedlich aus. So werden die Blätter und Früchte auf dem im Herbst fotografierten Fassadenausschnitt auf der realen Fassade an einem kalten Wintermorgen
verschwunden sein. Die Wahrnehmung der Realität erweitert sich beim Vergleich mit den fotografierten Ausschnitten, die Umgebung wird durch die Präsenz des Parameters Zeit in einem grösseren Kontext erfahrbar.
WANDEL Jeder Ort ist bestimmt durch Wandel. Menschen ziehen in Wohnungen ein und wieder aus, Gewerberäume werden verschieden genutzt, Verkehrswege und Gebäude werden in bestimmten Zeitabständen umgebaut oder
ersetzt, um sich neuen Bedürfnissen anzupassen. Verändert sich die gebaute Umgebung im Lauf der Zeit, werden die Wandbilder zu Zeitdokumenten. Durch das Wandbild wird ein Stück des Geschäftshauses und damit
der Quartiergeschichte bewahrt, sollte dieses dereinst durch ein neues ersetzt werden.